Tenet

Poster
Originaltitel:
Tenet
Jahr:
2020
Eingetragen:
24.07.2022
TMDB-Wertung:
7,2/10


Hannes schreibt:

Christopher Nolan ist und bleibt schwierig. Er dreht hochbudgetierte Filme mit großer Fertigkeit in Themenbereichen der Science Fiction und Fantasy, nimmt seine Stoffe dabei ernst. Genau das wünschte man sich als Fan doch seit Jahrzehnten – endlich mal aus der Trash- und Schmuddelecke herauszukommen. Doch irgendwie kann man es uns ja doch nie recht machen.

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Bla bla bla bla bla

Tenet zeigt dabei mal wieder sehr genau, was an Nolan mittlerweile leider auch nervt. Die verquatschte, sehr didaktische Exposition im endlosen ersten Akt. Was einem leider, zeittypisch, auch durch das übliche Genuschel (durch die Handlung bedingt häufig hinter Masken vorgetragen) und die schlechte Tonabmischung (viel zu laute Musik!) zusätzlich erschwert wird. Und inhaltlich bleibt immer der Nachgeschmack, so richtig interessiere sich Nolan dann doch nicht für seinen Stoff.

Der Film dreht sich vordergründig um die Möglichkeit, Personen könnten ihren Zeitfluss umkehren, also den Verlauf der Ereignisse temporär rückwärts durchlaufen. Doch wofür nutzt Nolan das? Für Actionszenen, die zugegeben ungewöhnlich wirken, denen aber schwierig zu folgen ist und die weitgehend auch ohne dieses Gimmick in der Handlung hätten bestehen können. Gegenüber klassischen Zeitreisestoffen wie Terminator 2 oder Zurück in die Zukunft 2 mit reiner Zeitsprungmechanik wird effektiv nichts Neues geboten, was dort nicht ebenso (ohne die rückläufige Zeit) möglich gewesen wäre.

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Im Kern der Geschichte steckt dann doch ein interessantes Motiv: die in abgrundtiefen Hass umgeschlagene Liebe zwischen dem russischen Waffenschieber (Kenneth Branagh, da haben sich zwei selbstverliebte Egomanen gefunden) und seiner Frau (Elizabeth Debicki). In ihrer Beziehung geht es nur noch darum, sich gegenseitig zu verletzen, in diesem Status beginnt der Film. Und doch ist es nicht, wie man erst denken könnte – Gangsterboss und „Trophy Wife“, die sich von vornherein niemals etwas zu sagen hatten. Da gäbe es mehr zu erforschen.

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Dass sich beide an exakt die gleiche Situation ihrer Beziehung zurücksehnen, mag man für maximal unwahrscheinlich halten, doch so funktionieren gute Hollywood-Dramen. Durch die Zeitreiselogik kommt es zu einem finalen Treffen, in dem sich beide gegenseitig vorgaukeln, frühere Versionen ihrer selbst zu sein, mit unterschiedlichen vordergründigen Absichten, aber auch mit dahinter noch echten Emotionen. Alles Gesagte bekommt eine zweite, dritte Ebene. Plötzlich, nach zwei Stunden, wird es richtig spannend!

Nur wird ausgerechnet diese Szene mit einem klimaktischen „temporalen Zangenangriff“ parallelmontiert, den man für Schnittabfall aus Dunkirk halten könnte. Und die emotionale Wirkung dessen, was da hätte verhandelt werden können, verpufft in einer der spektakulären, aber bedeutungslosen Explosionen. Tja.

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