Hannes schreibt:
Heruntergekommen, aber sicherlich teuer
Das Innere ist ein großer Schrein besserer Zeiten
Ihr Butler Max (Erich von Strohheim) bestärkt sie in diesem Glauben. So plant Norma die fulminante Rückkehr auf die Leinwand: Sie hat selbst ein Drehbuch verfasst und will im „Salome“-Stoff natürlich auch gleich die Hauptrolle übernehmen. Gillis soll das Monsterdrehbuch in die endgültige Form bringen. Dafür sieht dieser zwar keine Hoffnung, jedoch beginnt er die Vorzüge des Luxuslebens zu genießen – zumindest vorerst, denn schon bald ist ihm diese permanente Lebenslüge wieder verhasst und er schleicht sich nachts davon, um mit der aufstrebenden Autorin Betty Schaefer (Nancy Olson) gemeinsam an einem eigenen Drehbuch zu arbeiten. Damit löst er allerdings schließlich nur eine große Tragödie aus, denn eine Norma Desmond verlässt man nicht...
„Der größte Star“
Besuch im Studio: Norma im Rampenlicht
Einerseits wirkt natürlich die kongeniale Besetzung: Gloria Swanson ist umgeben vom „ihrem“ ehemaligen Regisseur von Strohheim und als ihre Freunde treten Altstars wie H.B. Warner und Buster Keaton auf, deren Karrieren allesamt 1950 lange vorüber waren. Als einzige „Brücke“ dient Regisseur Cecil B. DeMille, den sich „Norma Desmond“ ausgeguckt hat, ihr neues Projekt umzusetzen (woran dieser natürlich keinerlei Gedanken verschwendet). Insofern ist Sunset Boulevard also ein warmherziger, aber auch sehr zynischer Rückblick auf die Stummfilmära und ihre Protagonisten.
Der Gegenpart: Gillis hart bei der Arbeit
Max darf noch einmal den Regisseur spielen – auch, wenn es nur Nachrichtenkameras sind
Alle Beteiligten wissen dabei, was sie tun. Mag Swanson mit ihrer theatralischen Gestik und Mimik, ihren weit aufgerissenen Augen, ihrer affektierten Art und ihren großen Posen erstmal seltsam wirken, so macht all dies ihre Figur nur noch tragischer, da die Distanz zur Realität dadurch noch klarer wird. Sie wirkt, selbst 1950, bereits wie ein Fremdkörper – der Pathos, der in den Filmen der 20er Jahre üblich war, ist bei ihr zur Selbstkarikatur erstarrt.
Das Ende, so melodramatisch es ist, und so häufig es auch parodiert wurde, setzt dem Ganzen denn die Krone auf: Die Künstlichkeit Hollywoods, die Traumwelt und eben die zynische Sensationsgier werden bis zum letzten auf die Spitze getrieben. Ganz so, wie es wirklich vielen ehemaligen Stars gegangen ist – ob nun „Norma Desmond“ oder beispielsweise Bela Lugosi, auf den sich die Medien nach jahrelanger Stille hyänenhaft stürzten, als er in eine Drogenentzugsklinik eingeliefert wurde.
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