Hannes schreibt:
Sir John Rowan (Peter Cushing) befindet sich im gesetzten Alter und er hat sich einen weitreichenden guten Ruf als angeseher Chirurg erarbeitet. Er hat eine ungewöhnliche Verlobte: Das Fotomodell Lynn Nolan (Sue Lloyd). In deren gesellschaftlichem Umfeld fühlt sich und wirkt John deutlich deplatziert. So auch bei einer Party, bei der es schließlich zu Handgreiflichkeiten zwischen ihm und dem Fotografen Mike (Anthony Booth) kommt: Ein Scheinwerfer fällt um und verbrennt Lynns halbes Gesicht.Sir John deplatziert
Doch die Freude ist nicht von Dauer. Die Verbrennungen kehren zurück. John diagnostiziert, das Problem sei die Verwendung toten Zellgewebes gewesen. Die Methode könne nur mit lebendem Gewebe dauerhaft anschlagen. Also zieht er los ins Rotlichtviertel und kommt mit einem frisch abgetrennten Kopf zurück. Während des gemeinsamen Urlaubs treten jedoch wieder Komplikationen auf. John weigert sich nun, nochmal zu morden: Er könne das nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. Doch für Lynn ist ihr gutes Aussehen nicht optional: Sie stellt John vor die Wahl, entweder wieder zu operieren oder er könne die Hochzeit vergessen. Der Beginn der Suche nach weiteren Opfern (Wendy Varnals, Valerie Van Ost), die schließlich immer bizarrere und überraschendere Ausmaße annimmt…
Auf der Suche nach Rohmaterial
Jedoch, apropos Mordszenen: In der anscheinend einzigen existenten offiziellen DVD ist sehr offensichtlich die erste dieser komplett herausgeschnitten. John zieht durchs Rotlichtviertel, völlig abrupter Schnitt und er kehrt plötzlich mit einem Kopf nach Hause zurück. Ich bin niemand, der sich wegen hier und da weggeschnittener halber Sekunden beschwert, doch in diesem Fall wirkt das völlig desorientierend: Da es sich um den ersten potentiellen Mord handelt, weiß man nicht, ob es tatsächlich ein solcher war – oder ob John vielleicht doch nochmal auf die Leichenhalle, ein frisches Unfallopfer oder sonst etwas zurückgegriffen hat. Ein zweiter seltsamer, wenn auch nicht ganz so entstellender Schnitt, findet sich am Ende des letzten Mordes.
Doch die Umsetzung ist nicht so einfach wie gedacht
Doch, trotz aller verpassten Chancen, ist Die Bestie mit dem Skalpell schon sehenswert. Seltsamerweise schwankt es zwischen zwei Unterhaltungsformen: Wirklich gelungenen Szene wie die bereits erwähnten Morde (langes, emotional geladenes Ringen, das zeigt, wie schwierig es sein kann, einen Menschen umzubringen…) oder auch die anfängliche Partyszene, in der Cushing als peinlich berührter Fremdkörper umherstolpert auf der einen Seite, teilweise lächerliche auf der anderen. In letztere Kategorie fällt neben einigen Kostümen (Cushing in Popeye-Verkleidung) die bizarr-unvermittelte Rückkehr des einen potentiellen Opfers: „Hallo, da bin ich wieder!“ – in einem unbeschwert fröhlichen Tonfall, während Cushing gerade an einem Kopf herumsägt. Auch wenn diese Qualitätssprünge die Bildung eines konsistenten Gesamteindrucks natürlich schwierig machen, sind doch beide Ebenen auf ihre Weise unterhaltsam.
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