Hannes schreibt:
Testament im Feuer
Die jungen Boyntons, allesamt bereits erwachsen, sind zwar entsetzt über dieses nun verkündete einseitige Testament, haben jedoch keine Handhabe: Finanziell sind sie damit auf ihre Stiefmutter angewiesen. Diese verordnet der gesamten Familie eine Reise erst quer durch Europa und abschließend in den nahen Osten. Ebenfalls mit dabei ist natürlich Lennox' Ehefrau Nadine (Carrie Fisher) sowie „zufällig“ Jefferson Cope (der eine Affäre mit Nadine hat). Ebenfalls in den arabischen Gefilden unterwegs sind Lady Westholme (Lauren Bacall), die amerikanische Ehefrau eines englischen Lords, deren Sekretärin Miss Quinton (Hayley Mills), die junge englische Ärztin Sarah King (Jenny Seagrove) und natürlich Meisterdetektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov).
Poirot beobachtet Emily Boyntons Machtspiele genau
Die Struktur ist somit die aus den vorhergegangenen Poirot-Filmen bekannte: Nach dem Mord folgt die übliche Verhörorgie, die filmisch in Form von Rückblenden (aber, Vorsicht, natürlich subjektiven und eventuell gelogenen) umgesetzt werden. Was jedoch nicht mehr ganz so gut gelingt, ist die perfektionistische Dynamik, die beispielsweise Tod auf dem Nil innewohnte. Nur noch selten bekommt man solchen feinen Humor wie diese zu sehen (aus einer Befragung):
Verschüttetes Gift
Verdächtiger: „So gegen halb fünf.“
Poirot (interessiert): „Ah, halb fünf, also als sie bereits tot war…“
Auch muss man bei der Besetzung leichte Abstriche machen. Sicher, einige Darsteller kennt man immer noch, aber das große Staraufgebot ist es nicht mehr. Bekanntheit hin oder her, leider ist es jedoch auch so, dass sich zumindest die amerikanischen Darsteller (die ja die deutliche Mehrheit ausmachen) in ihren Kostümen eher unwohl fühlen zu scheinen. Positiv zu nennen ist dagegen Jenny Seagrove, die sehr natürlich agiert, während Lauren Bacall routiniert als überbritische Nicht-Britin für Humor sorgt. Routinier Gielgud ist dagegen in seinem Miniauftritt völlig verschwendet.
Grundlegend unterhaltsam ist die Sache trotz Allem noch. Ein deutlicher Abwärtstrend ist jedoch erkennbar. Der Film floppte und blieb damit der letzte Auftritt Ustinovs als Agatha Christies Meisterdetektiv.
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