Hannes schreibt:
Kein Kleckern: „Bedeutsame“ Szenen…
…wurden in Farbe gedreht.
Während Ben-Hurs Familie (Claire McDowell und Kathleen Key) in den römischen Kerkern schmoren und sein Sklave Simonides (Nigel De Brulier) gefoltert wird, um den Aufbewahrungsort des Familienvermögens zu erfahren, bewahrt sich Ben-Hur selbst an eine Ruderbank gekettet seinen Stolz. Das fällt auch dem römischen Befehlshaber Quintus Arrius (Frank Currier) auf, der Interesse an dem ungewöhnlichen Sklaven zeigt. In einer chaotischen Seeschlacht rettet Ben-Hur ihm schließlich sogar das Leben.
Unmenschliche Zustände in der Galeere
Doch auch draußen sieht es nicht viel besser aus
Von der Pflicht der persönlichen Rache befreit, wendet sich Ben-Hur nun größeren Dingen zu: Simonides hat das Vermögen der Familie nicht nur vor den Römern retten, sondern in der Zwischenzeit vervielfachen können. Diesen Reichtum möchte Ben-Hur nun in den Dienst des „Königs der Juden“, von dem das Volk begeistert redet, stellen. Er beginnt mit der Rekrutierung einer eigenen Armee, mit der er die römischen Besatzer zu vertreiben gedenkt. Als ihn die Nachricht erreicht, dass dieser König von den Römern verhaftet und verurteilt wurde, ist er bereit zum Sturm auf die römische Garnison… doch die Worte Jesus' auf seinem Weg zur Kreuzigung lassen seinen Hass verfliegen.
Die erste urheberrechtlich autorisierte Verfilmung des in den USA sehr erfolgreichen, gleichnamigen Romans gibt sich getreu dem in der Zeit entstehenden Genremotto „episch“: 2,5 Stunden nimmt man sich Zeit, den plötzlichen Fall, die langsame Wiederkehr, die Rache und schließlich die Läuterung Judah Ben-Hurs zu erzählen. Davon gehen allerdings gleich am Anfang schonmal zwanzig Minuten für die inhaltlich generische Nacherzählung der biblischen Geschichte der Geburt Jesus' drauf. Doch diese Anfangsszenen setzen immerhin technisch die Latte für den Rest des Films hoch: Massenszenen voller professioneller Kostüme und nicht zuletzt teilweise sogar sensationelle Farbaufnahmen!
Ben-Hur und Messala treffen sich zum Showdown
Ersterer hat selbstverständlich schneeweiße Pferde
Dafür bleibt bei den Charakteren und der erzählerischen Dramaturgie ein wenig auf der Strecke. Das Schicksal Ben-Hurs und seiner Familie wird zu einem runden, kitschigen Ende gebracht. Doch was ist eigentlich mit dem Konflikt um Simonides, Sklave der Familie, der seiner Tochter Esther (Lay McAvoy) zu Liebe zwischendurch nicht eingestehen wollte, dass der „junge Arrius“ in Wahrheit sein Herr Ben-Hur sei? Er gibt seine freie Existenz als geschätzter Händler schließlich aus Pflichtbewusstsein auf und verschwindet damit aus der Geschichte, während Esther noch als generischer Love-Interest ansonsten funktionslos rumhängen darf (wie praktisch, da sie ja ohnehin Ben-Hurs „Besitz“ ist). Da solcherlei Nebenschauplätze, wie auch die Rolle der Prostituierten, die Messala zwischendurch auf Ben-Hur ansetzt, zu keinem Abschluss kommen, muss man sich fragen, warum sie überhaupt im Film berücksichtigt wurden.
Doch auf derlei Kleinigkeiten darf man wohl in einer Geschichte, die sich schließlich angeblich um den Messias und damit eigentlich das Schicksal der gesamten Menschheit drehen soll, wohl nicht zu sehr rumhacken. Über die zweifelsfreie Intention der christlichen Propaganda mag man sich eine eigene Meinung bilden. Filmtechnisch wurden hier allerdings völlig objektiv Maßstäbe gesetzt.
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