Hannes schreibt:
Die Erzählgeschwindigkeit eines Films ist schon wichtig. Fallbeispiel: Death Walks at Midnight. Gleich in der allerersten Szene, bevor überhaupt die Figuren und ihre Beziehungen zueinander eingeführt wurden, steckt man schon tief in dem zentralen Aufhänger der gesamten folgenden Handlung: Fotomodell Valentina (Nieves Navarro) lässt sich eine experimentelle Droge spritzen, damit Fotograph Gio (Simón Andreu) die Sache bildliche festhalten und zu einem sensationsheischenden Artikel verarbeiten kann. Das funktioniert besser als erhofft, denn Valentina hat während ihres Trips eine Vision davon, wie ein Mann mit auffälliger Sonnenbrille (Claudio Pellegrini) eine Frau brutal mit einem eisernen Handschuh zu Tode prügelt. Sowas wollen die sensationsgeilen Leser natürlich lesen!Doch für Valentina war es wohl alles ein bisschen zu viel, denn nun glaubt sie, den Mann wirklich immer wieder zu sehen, fühlt sich von ihm verfolgt und bedroht. Ihr Freund Stefano (Pietro Martellanza) hält das ebenso wie die Polizei (Carlo Gentili) für Blödsinn, es sei nur eine Nachwirkung der Drogen. Gio findet dagegen heraus, dass es vor sechs Monaten tatsächlich einen solchen Mord gegeben habe; eventuell sei Valentina Zeuge dieses Verbrechens geworden und habe die Erinnerung nur unterdrückt. Der verurteilte Mörder sitzt jedoch bereits in Haft und er hat keine Ähnlichkeit mit dem Mann aus Valentinas rauschinduzierter Erinnerung; ebensowenig das Mordopfer. Was steckt dahinter?
Bei der Polizei hat Valentina keine Chance
Da ist der Mörder! Aber Stefano hat ihn natürlich mal wieder nicht gesehen…
Wie hätte man das besser machen können? Erstmal müsste die Handlungsdichte in etwa durchgehend gleich bleiben. Am Anfang und am Ende darf die Kurve ruhig jeweils etwas ansteigen, aber nicht zu sehr und zwischendurch darf sie eben nicht auf Null fallen. Der Zustand „Protagonistin“ sieht und erlebt Dinge, die ihr keiner glaubt“ dauert einfach unverändert viel zu lange an. Da hätte man immer mal wieder neue Informationen für die Zuschauer fallenlassen müssen. So erzählt hätte die höchst verwickelte Geschichte vielleicht sogar verständlich werden können; in die verdichteten Form ganz am Ende ist sie nicht nachvollziehbar. Und dann dehnt man, wenn man denn schon so wenig Inhalt hat, einen Film auch idealerweise nicht auf insgesamt über 100 Minuten aus!
Das ist schon schade, denn an sich ist der Handlungsaufhänger (der Mörder) einprägsam und der Handlungsinhalt (Unbeteiligte Zeugin in Gefahr) bewährt. Umgesetzt ist alles mit genrebekannten Darstellern und die Szenengestaltung ist erzähltechnisch wie auch optisch-ästetisch von guter Qualität. Hätte richtig hochklassig werden können, wäre da nicht das vergurkte Erzähltemp…
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