Das Geheimnis des Lebens

Poster
Originaltitel:
Lifespan
Jahr:
1975
Eingetragen:
11.03.2013
IMDB-Wertung:
5,7/10
TMDB-Wertung:
5,1/10


Hannes schreibt:

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Unendliches Leben – davon träumt der in der wissenschaftlichen Szene als Wunderkind bekannte Dr. Land (Hiram Keller). Er kommt nach Amsterdam, um dort mit seinem Kollegen und Vorbild Dr. Linden (Eric Schneider) zusammenzuarbeiten, der auf dem Gebiet schon länger forscht. Doch kaum haben sich die beiden überhaupt das erste Mal getroffen, hängt sich Linden schon in seiner Wohnung auf.

Land will nun versuchen, die Experimente Lindens nachzuvollziehen. Professor van Arp (Fons Rademakers) bietet ihm dazu nicht nur Lindens Stelle inklusive aller Mittel zur Verfügung, sondern bietet auch seinen Neffen (Frans Mulder), einen Studenten des Fachgebiets, zur Unterstützung, insbesondere zur Übersetzung der niederländischen Unterlagen, an. Linden hatte anscheinend Experimente mit Mäusen gemacht, die nun bereits das doppelte ihrer normalen Lebenszeit erreicht haben und trotzdem noch unglaublich agil wirken. Auch Versuche in einem Altersheim hat Linden durchgeführt, die jedoch aufgrund eines ausbrechenden Grippeepidemie abgebrochen werden mussten.

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Doch Land geht sogar noch weiter: Er zieht in die Wohnung des Verstorbenen und nimmt Kontakt mit der jungen Geliebten Lindens (Tina Aumont), die dessen Kollegen als Auslöser seines Selbstmordes sehen, auf. Sie gibt sich erst bedeckt, aber Land lässt nicht locker, bis er erfährt, dass Linden durch sie in Kontakt mit einem zweifelhaften schweizerischen Pharmaunternehmer (Klaus Kinski) stand.

Die moderne Frankenstein-Variation erweist sich als erstaunlich nachdenklich und vielschichtig. Land ist nicht einfach nur der idealistische, naive Wissenschaftler, der voller Enthusiasmus in den Strudel zweifelhafter Machenschaften gerät. Zwar gibt er sich als strenger, kühl denkender Wissenschaftler, der nur auf neue Erkenntnisse aus ist, doch er glaubt nur, die Menschen um sich herum für seine Zwecke zu benutzen. Tatsächlich wird er selbst zum Benutzten, und zwar ohne dass es ihm klar zu sein scheint.

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Es ist tatsächlich interessant zuzugucken, wie er, bewusst oder unbewusst, in das Leben eines Fremden gleitet; und zwar in viel weiterem Umfang, als er es beabsichtigt. Bald besetzt er nicht nur dessen Arbeitsstelle und bewegt sich in dessen Bekanntenkreis, sondern er nimmt auch die Gewohnheiten und Vorlieben seines Alter Ego an. Was er dabei in seiner Selbstgewissheit jedoch übersieht ist, dass er nur die Projektion dessen, wie er sich Linden in seiner Fantasie anhand nur geringer Informationen ausgemalt hat, lebt.

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Dazu kommen die im Laufe der Geschichte immer deutlich hervortretenden persönlichen Schwächen Lands. Vor einem Besuch im Altenheim hat er, der junge Schönling, regelrechte Panik, da ihm dort die unaufhaltsamen Auswirkungen des Alterns, vor dem auch er selbst nicht gefeit ist, vor Augen geführt werden. Den menschlichen Alterungsprozess beschreibt er als Krankheit, die es auszumerzen gelte. Bedenken um die Konsequenzen einer nicht alternden Gesellschaft schiebt er abschätzig beiseite. Diese Arroganz lässt ihn schließlich sogar blind dafür werden, wer ihm eigentlich Gutes will.

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Kinski spielt derweil routiniert die mephistolische Figur, die zwar die meiste Zeit überhaupt nicht auftaucht oder zumindest unauffällig im Hintergrund bleibt, aber einige Fäden in der Hand hält. Sofern sie nicht rein symbolisch zu verstehen ist: Zieht man die unnötigen Nazibezüge ab, bleibt eigentlich kaum mehr ein wirklicher Charakter – er interagiert nur mit einer einzigen anderen Person, taucht scheinbar willkürlich auf und verschwindet wieder und nicht zuletzt „lebt“ er in einer düsteren „Burg“ in den Bergen. Die Sagen- und Horrormotive häufen sich.

Entsprechend ambivalent gestaltet sich dann auch das Ende, in dem Lands subjektive Erzählung endgültig ins Fantastische abgleitet: Wie viel des vorher gezeigten überhaupt so stattfand oder ebenfalls seiner Einbildung entsprang, wird insofern nochmal rückblickend in Frage gestellt. Ob es Lindens schützenden Zellstoff nun gab oder es sich doch nur um konventionell-harmlose Impfexperimente handelte, ist somit unwichtig. Die Aussage bleibt.

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