Kein geringerer als Fritz Lang outete sich als Fan des Films – zu einer Zeit, als er bereits mehr oder weniger erblindet war. Ob man da wohl irgendetwas draus schließen kann? Zweifelhaft. Vielleicht lag es ja an der inhaltlichen Verwandtschaft zu Langs eigenen Dr. Mabuse-Filmen; dieser war man sich beim deutschen Verleih anscheinend auch bewusst, als man sich einen Titel überlegte.
„Dr. Mabuse“, eigentlich Dr. Browning (Vincent Price), ist dabei gar nicht mal, zumindest nicht erkennbar, eine der tragenden Personen der Handlung. Wobei „erkennbar“ das entscheidende Stichwort ist: Es ist weder irgendeine Hauptperson erkennbar, noch überhaupt eine die Szenen verbindende Handlung! Er geht anscheinend irgendwelcher Forschung nach. Statt darüber mehr zu erfahren, sehen wir aber immer wieder einen Mann im Krankenhaus, der ans Bett gefesselt nach jedem erneuten Aufwachen feststellen muss, dass ihm ein weiteres Körperteil wegoperiert wurde, und der immer von der gleichen stummen Krankenschwester (Kay Adrian) versorgt wird. In einem faschistischen europäischen (?) Staat schreckt ein besonders gnadenloser Amtsträger (Anthony Newlands) weder vor Folter von Touristen, noch Mord an seinem Vorgesetzten (Peter Cushing) zurück.
Alles bereit zur Nazi-Zangenfolter
Am ehesten als zentrales Handlungselement kristallisieren sich dann jedoch die „Vampirmorde“ in London heraus, für die sich sogar eine geheime Ermittlungsbehörde interessiert. Ein junger Mann (Michael Gothard) sucht bei abendlichen Diskobesuchen willige weibliche Opfer, die er in seinem schicken Sportwagen abschleppt und ihnen anschließend das Blut aussaugt. Als die Polizei ihm mittels einer Undercoverbeamtin auf die Schliche kommt, erweist sich der Verfolgte aber als mehr oder weniger unfassbar: Selbst Handschellen halten ihn nicht auf. Langsam zusammenzukommen scheinen die Dinge dann, als der „Vampir“ ausgerechnet auf Brownings Farm in die Enge getrieben wird.
Kommt es zusammen? Maximal halbwegs, denn kurz darauf ist der Film dann auch schon vorbei! Mit ein paar in den Raum geschrieenen „Erklärungen“, die nur teilweise Sinn ergeben, werden die Zuschauer unbefriedigt entlassen. Zeittypisch soll man sich wohl „eine eigene Meinung bilden“. Doch diese Formel funktioniert nur, wenn man vorher zumindest halbwegs klare Fragen gestellt hat.
In den „groovigen“ Londoner Clubs schreien höchstens die Sänger (und die Opfer des Vampirkillers)
Was jedoch im Gegensatz zum Handlungszusammenhang sehr gut funktioniert, ist die äußerst unterhaltsame Darstellung des Zeitgeistes: Untermalt von „grooviger“ Musik gibt man sich dem Rausch wenig sinnvoller, aber nicht unoriginell gestalteter Bilder hin, während Stars des klassischen Horrorgenres von Zeit zu Zeit immer mal wieder ihr Gesicht in die Kamera halten, aber allzu deutlich auch nicht verstehen, was hier eigentlich vor sich geht. Wobei das groß beworbene „Gipfeltreffen“ schon ein ziemlicher Etikettenschwindel ist: Cushing wird in seiner zweiten Szene ermordet, er interagiert weder mit Lee, noch Price. Letztere sind ein einziges Mal gemeinsam im Bild. Ein (bizarres) Erlebnis ist es trotzdem allemal!
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