Hannes schreibt:
George A. Romeros Ausflug in den Mainstream (Stark) war Anfang der 90er übel gefloppt. So vergingen einige Jahre, bis er wieder ran durfte/wollte. Bruiser wirkt so, als habe er mit seinen Ambitionen, den großen Durchbruch zu schaffen, doch noch nicht ganz abgeschlossen: Keine Kübel voller Blut, kaum billig bemalte Menschen und eine nicht unpersönliche Thematik menschlicher Abgründe.Chef & Ehefrau verstehen sich zu gut
Nachdem Janine ihn dann tatsächlich offiziell verlässt wird genau das bittere Wirklichkeit: Henry wacht ohne Gesicht auf! Eine weiße Maske völlig ohne individuelle Züge bedeckt sein Gesicht. Nein, keine Maske – es ist sein neues Gesicht. Damit ist klar: Ab sofort will sich Henry nichts mehr gefallen lassen – niemand soll ihn mehr übergehen oder sich über ihn lustig machen! Er setzt seine gewalttätigen Tagträume in die Tat um, was für seine stehlende Putzfrau, seinen veruntreuenden Börsenmakler und schließlich Janine und Milo den Tod bedeutet.
Tief unter der Rachegeschichte soll das wohl heißen, dass diese Art des Lebens und der Arbeitswelt zu Identitätsverlust führt und man nur als starke Persönlichkeit diesem Schicksal entgehen kann. Soweit keine schlechte Idee, aber was ist der Gegenentwurf, den der Film bietet? Die einzige andere sympathische Person ist Rosy, die explizit unter den gleichen Problemen leidet wie Henry (auch sie wird mehrfach mit weißer Maske gezeigt). Im Gegenteil sind die „starken Individuen“, die nicht Gefahr laufen, ihre Identität zu verlieren, Milo und Janine, also reine Negativcharaktere.
Jetzt schlägt Henry zurück
Besser als einige von Romeros so unverdient hochgejubelten, angeblich „gesellschaftskritischen“ Zombiefilmen ist Bruiser trotzdem allemal. Alleine schon dadurch, dass es nicht so ärgerlich überbewertet ist und keine allzu großen Längen hat (tendenziell nur der Mittelteil). Ein großer Wurf ist der Film nicht. Trotzdem hätte es so ruhig weitergehen sollen mit Romeros Karriere, anstatt sich nur noch mir stinklangweiligen Pseudo-Zombiefilmen selbst zu wiederholen.
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