Hannes schreibt:
Wer ist Roman Polanski eigentlich wirklich? Eine mögliche Angabe wäre: Der Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller des Films Der Mieter. Um ein solches Abenteuer einzugehen, muss man schon einige stark ausgeprägte Persönlichkeit mitbringen. Nicht ganz so ausgeprägt ist jene von Polanskis Charakter im Film, Trelkovsky, dem – nach einer hochnotpeinlich-inquisitorischen Vorstellung beim Besitzer (Melvyn Douglas) – neuen Mieter.Spirale in den Abgrund
Eine andere Marke? Wieso nicht?
In die anscheinend fest eingeschworene Hausgemeinschaft kann er sich nicht einfügen: Schnell gilt er als unerträglicher Krachmacher. Zu allem Überfluss weigert er sich auch noch, eine Petition gegen eine andere allseits verhasste Bewohner zu unterschreiben. Was sich in weiteren anonymen Beschwerden gegen ihn selbst rächt. In seiner Wohnung wird eingebrochen, gestohlen werden aber ausschließlich seine Dinge – es bleiben ihm nur Simones. Trelkovsky verfällt seelisch und körperlich zusehends. In Fieberträumen kommt er zu dem Schluss, dass sich alles gegen ihn verschworen hat, mit dem Ziel, ihn in Simone zu verwandeln. Ein sich ständig steigernder externer Druck, dem er sich trotz allen Widerstands nicht mehr entziehen kann.
Was die Nachbarn…
…da drüben wohl veranstalten?
Von dem Moment, in dem er das Haus betritt, scheint sein Schicksal besiegelt. Ein Entkommen ist unmöglich: Weder die halbherzige Flucht ausgerechnet zu einer guten Freundin Simones (Isabelle Adjani), noch der überstürzte Umzug in ein anderes Haus bringen die Befreiung. Überall hin verfolgen ihn die Nachbarn, überall haben sie ihre Informanten und selbst die offiziellen Autoritäten, wie die Polizei, stecken mit in der Verschwörung, die ihn immer wieder an seinen Platz in dem Haus zurückverfrachten. Bis, ja bis Trelkovsky keine Wahl mehr bleibt, als unter dem Applaus von den Zuschauerrängen die ihm zugedachte Rolle mit Haut und Haaren anzunehmen.
Bereit für den großen Auftritt
Das Publikum ist erwartungsfroh
Doch auch der Schauspieler Polanski überzeugt. Nicht nur passt er eben von seiner äußeren Statur her und mit seinem ihn sofort als Fremden identifizierenden Akzent in die Rolle, sondern er hinterlässt mit seiner Leistung primär die offene Frage, warum er hiernach nie mehr in entscheidender Rolle vor der Kamera stand. Vor wie auch hinter der Kamera: Hier befand sich Polanski auf dem Höhepunkt seiner auch in ihrer Gesamtheit sehenswerten Karriere!
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