Hannes schreibt:
General Turgidson in Klausur mit seiner Sekretärin
Ronald Reagans „War Room“
Zu recht, denn Dr. Seltsams Humor ist tiefschwarz und boshaft. Alles beginnt mit General Ripper (Sterling Hayden), der für seine persönlichen sexuellen Probleme eine groß angelegte kommunistische Weltverschwörung verantwortlich macht – weshalb er gleich mal eine Lücke in der durchdachten Atomwaffenstrategie der USA nutzt, um seine gut bestückten Bomber eigenmächtig tief in die UdSSR zu schicken. Ein Rückruf ist ohne den richtigen Geheimcode, den nur Ripper selbst kennt, unmöglich, wie der sofort einberufene Krisenstab feststellt.
Ja, natürlich telefoniere ich gerne mit dir, Dimitri!
Das ist Privateigentum!
Und so geht es weiter. Der Humor liegt darin, dass einem so treffend vor Augen geführt wird, wie diese Entscheidungen über Überleben oder Tod allen Lebens auf der Erde von völlig normalen Menschen getroffen werden. Manche davon etwas vernünftiger, manche weniger – aber allesamt sind sie mit ihren überzeichneten, aber realistischen Schwächen eben menschlich. Menschen, die nicht aus ihrer Haut rauskönnen, denn der Wahnsinn geht immer weiter – selbst im sich steigernden Angesicht der totalen Zerstörung der Welt.
Yeehaw, Cowboy!
Ich habe einen Plan…
Apropos Dr. Seltsam: Neben Kubrick setzt sich hier auch Peter Sellers ein Denkmal. In gleich drei Rollen ist er zu sehen, allesamt tragend. Es ist einfach ein Genuss ihm zuzusehen – echte Schauspieler haben kein Problem damit, selbst in der gleichen Szene mehrfach präsent zu sein, ohne dass das dem Zuschauer problematisch vorkommt. Doch auch der Rest der Besetzung (eine weitere Glanzvorstellung liefert George C. Scott ab) ist stark genug, so dass es nicht zur reinen Sellers-Show verkommt.
Das größte Lob, dass man Dr. Seltsam allerdings aussprechen kann, ist wohl, dass man auch beim x-ten Ansehen immer wieder neue kleine Details auffallen. Ob es eine weitere unsterbliche Dialogzeile oder nur eine scheinbar unbedeutende Geste ist.
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