Hannes schreibt:
Die Rocky Horror Picture Show hatte sich, nach dem initialen Vollflop, erst über die Jahre zum Erfolg gemausert. Und nach der Regel, das alles, was irgendwie Geld bringt, weiter gemolken werden muss, musste dann doch ein Nachfolger her. Zu einem Film, dessen Geschichte einen sehr finalen Abschluss hatte.Begeisterung beim Publikum (im Film)
„We want you!
Zu Gute halten muss man Richard O'Brien, dass er daraus nur einen „Nachfolger im Geiste“ machte. Wo Rocky Horror aber primär liebevolle Hommage war, gibt sich Shock Treatment als Satire. Als Ziel des Spotts wählte man ein dankbares, da einfaches: den Fernsehbetrieb. Der findet Verkörperung im Mikrokosmos der Kleinstadt Denton, in der ein Leben außerhalb der Studios des Lokalsenders DTV anscheinend überhaupt nicht mehr stattfindet: Entweder ist man Beteiligter an den ewigen Shows oder Seifenopern oder man ist leicht begeisterungsfähiges Klatschvieh. In erstere Rolle soll Janet (Jessica Harper) als neuer Star aufsteigen. Dazu steht den Produzenten jedoch ihr Ehemann Brad (Cliff De Young) im Weg, der kurzerhand für Irre erklärt und eingewiesen wird. Wobei hinter dem Ganzen dann sogar noch eine viel größere Verschwörung steckt.
Oder so ähnlich, denn eine wirklich konsekutiv und kausal nachvollziehbare Handlung ergibt sich kaum. Was man sicher auch dem Vorgängerfilm hätte vorwerfen können, doch dort gab es immerhin die leitende, einende und alles überstrahlende Präsenz Tim Currys (dessen Leistung man wahrscheinlich erst durch seine Abwesenheit in Shock Treatment richtig zu würdigen lernt). So fasert der Film trotz einiger wiedergekehrter Gesichter ohne roten Faden so vor sich hin, ohne dass sich großes Interesse an den Figuren oder ihrem Schicksal aufbaut.
Schon findet sich Janet auf der anderen Seite der Kamera wieder
Einer der wenigen filmisch lichten Momente: Blick durchs Fenster im Fernsehformat
Musikalisch sieht es ähnlich aus. Der namensgebende Titelsong, der ungeschickterweise erst am Anfang des letzten Drittels angestimmt wird, ist passabler 80er-Jahre-Pop-Rock, und noch etwas später traut man sich sogar einmal, vorsichtige Punkklänge anzustimmen (im Musicalstil weichgespühlt, aber immerhin). Hängen bleibt aber so wirklich gar nichts – meist ist die Melodie schon 30 Sekunden nach Ende des Liedes wieder vergessen.
Also insgesamt zusammengefasst: Wo Rocky Horror vielleicht noch ansatzweise etwas Besonderes hatte, ist Shock Treatment einfach nur noch ein stinknormales Musical. Auf ein einziges Wort destilliert: stinklangweilig!
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