Hannes schreibt:
Erzwungene Hochzeit
Abwehrhaltung im Bett
So soll der Marquis (Keir Dullea) als tragische Figur charakterisiert werden: Gefangen in einer lieblosen arrangierten Ehe (Anna Massey), obwohl er viel lieber mit seiner Schwägerin (Senta Berger) zusammen wäre, gefangen in den Zwängen einer verlogenen Ständegesellschaft und zerrissen zwischen brodelnder Leidenschaft und den an ihn gestellten Erwartungen (verkörpert durch die strenge Schwiegermutter Lilly Palmer), was sich in frustinduzierten weinseligen Sex- und Gewaltorgien (Sonja Ziemann, Christiane Krüger, Uta Levka, Barbara Stanek usw.) entlädt.
Soweit die tragfähige Theorie. Am konkreten Objekt stellt sich aber dann schnell die Frage, wie langweilig ein solche Geschichte sein kann! Das liegt zum einen natürlich an der völlig hölzernen Darstellung des unglaublich unbegabten Schönlings Dullea, der tragisch-dramatische intendierte Szenen durch seine Versuche der Schauspielerei, die zwischen ausdruckslosem Herumstehen in den Kulissen und dem Ziehen übertriebener Fratzen pendelt, schnell in unfreiwillig komische Momente verwandelt und dessen Schicksal einem entsprechend gleichgültig bleibt.
Weinseliger Bordellbesuch
Ist aber eh alles nur (schlechte) Show
Und was ist nun mit dem „ausschweifenden Leben“? Tja, so wirklich gar nichts. Abgesehen von einer (ebenfalls recht braven) Fessel- und Prügelszene besteht der durch einen unscharfen Rotfilter gejagte und mit absichtlicher Wackelkamera inszenierte „Sex“ aus viel teilbekleidetem, kehligem Gelächter und gegenseitigem Weinbespritzen. Hui, wie „verrucht“! Was die verbal in manchen gestelzten Dialogen angedeuteten „Abgründe“ dieser Figur ausmacht, soll man sich wohl dazudenken.
Kaum zu glauben, dass hier wirklich Vollprofi Richard Matheson an der Schreibmaschine gesessen haben soll!
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