I, Tonya

Poster
Originaltitel:
I, Tonya
Jahr:
2017
Eingetragen:
30.07.2024
TMDB-Wertung:
7,5/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Tonya Harding ist unter ärmsten Bedingungen aufgewachsen, doch wurde sie von ihrer wenig liebevollen Mutter LaVona Golden schon früh auf eine Karriere im Eiskunstlaufen vorbereitet. Zwar hat es Tonya mit ihrem aggressiven Auftreten, ihren selbstgenähten Kostümen und ihrer unkonventionellen Technik nicht leicht, doch ihr Talent ist unbestreitbar – ist sie doch die einzige Frau, der im Rahmen eines Wettbewerbs ein dreifacher Axel gelingt. Als sie sich langsam dem Höhepunkt ihrer Karriere nähert, wird ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan bei einem Angriff verletzt und muss aus den amerikanischen Meisterschaften ausscheiden. Wie sich jedoch herausstellen soll, steckt Hardings Ex-Mann Jeff Gillooly hinter dem Angriff, weswegen ihr der gerade gewonnene Titel aberkannt wird und ihre Karriere urplötzlich beendet ist.

Hannes schreibt:

Im Jahr 2017 musste die Frage erlaubt sein: Von den Wenigen, denen der Name „Tonya Harding“ überhaupt noch etwas sagte, wie viele interessierte das noch? Wobei das eventuell eine europäische Sicht ist. In ihrem Heimatland mag Frau Harding eine mediale Präsenz gewahrt haben.

Desto überraschender, dass es sich hierbei um ein Highlight der zu der Zeit rollenden Welle fiktionalisierter biographischer Stoffe handelt! Autoren und Regisseur legen das Ganze als Klassendrama an. Die Schwierigkeiten, in einem Oberklassensport Fuß zu fassen, werden spürbar. Der Frust über die Ausgrenzung emotional nachvollziehbar. Und erst nach einer Stunde heißt es dann mit großer Resignationsgeste: „Der Vorfall… dafür seid ihr [die Zuschauer] doch alle hier.“ Es fällt einen wie Schuppen von den Augen: Tonya Harding, der real existierende Mensch, hat wahrscheinlich keine Lust mehr, darauf reduziert zu werden. Egal, wie verachtenswert das, was sie vor 30 Jahren tat, gewesen sein mag.

Erzählerisch muss man es als Clou bezeichnen, wie von vornherein kein Hehl um die unzuverlässige Erzählung gemacht wird. Selbst widersprüchliche Szenen werden bewusst nacheinander montiert. Charaktere wenden sich direkt zur Kamera und sagen, das was sie da gerade spielten sei gar nicht so geschehen. Die sonst in solchen Stoffen vorherrschende Verklärung, Legendenbildung, findet nicht statt. Nein, sie wird sogar kommentiert, entlarvt!

Dass die Schlussszene Harding als Stehauffrauchen zeigt, ihr Boxkampf zum Tanz wird und in eine Montage aus ihrer besten Zeit auf dem Eis mündet, ist letztlich nach all der Zerrissenheit, die der Film vorher fühlbar gemacht hat, fair. Auch mediale aufgebauschte „Monster“ sind Menschen. Selbst, wenn sie sich so etwas getan haben.

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