A Haunting in Venice

Poster
Originaltitel:
A Haunting in Venice
Jahr:
2023
Eingetragen:
30.06.2024
TMDB-Wertung:
6,7/10


TMDB-Inhaltsangabe:

Der berühmte Detektiv Hercule Poirot, der inzwischen im Ruhestand und im selbstgewählten Exil in Venedig lebt, nimmt nur widerwillig an einer Halloween-Séance in einem verfallenen Spukpalast teil. Als einer der Gäste ermordet wird, gerät der Detektiv in eine düstere Welt voller Schatten und Geheimnisse.

Hannes schreibt:

…das ist mal eine ungewöhnliche Wendung. Auf zwei erfolgreiche Filme folgt dies? Die Schneewittchen-Party kann man kaum als Kernwerk in Agatha Christies Schaffen bezeichnen. Ein Stoff, den kaum Jemand kennt, und dann lässt Kenneth Branagh nicht einmal viel von der Ursprungsgeschichte übrig. Inszeniert stattdessen einen Film in einem völlig anderen Ton als die Vorgänger. Ganz gewiss mutig und wahrscheinlich interpretierbar in dem Sinne, dass er Figur und Reihe seinen persönlichen Stempel aufdrücken möchte.

Regisseur und Star in Personalunion machen daraus ein Kammerspiel über Schuld und Sühne, Trauer und Verlust, obsessive Besitzansprüche gegenüber anderen Menschen. Der Geist einer bereits Toten schwebt von Anfang an über den Figuren. Niemand kann sie vergessen, niemand loslassen. Als wäre sie eine Laura, von der die Zuschauer jedoch nichts berichtet bekommen. Denn es geht nicht um sie, sondern darum, wie die zurückgebliebenen mit ihrem Verlust umgehen.

Branagh bedient sich klassischen Geisterhausmotiven. Draußen toben apokalyptische Wetterverhältnisse. Drinnen ertönen singende Kinderstimmen aus dem Nichts. Huschen körperlose Schatten an der Wand entlang. Ein an sich totes Telefon klingelt. Die desorientierende Wackelkamera, mit der Poirot durch die düsteren Gänge der Villa wankt, soll seine mentale Destabilisierung darstellen.

Doch dann liefert er sich screwballhafte Wortgefechte voll postmoderner Selbstrefentialität mit Ariadne Oliver (Tina Fey). Zaubert im kriminaltechnischen Sinne, an dem diese Reihe mittlerweile mehr als deutlich desinteressiert ist, ein paar unbegründete und unbelegte Schlussfolgerungen zu viel aus dem Nichts. Und die anderen Figuren vollführen wortreiche Seelenstrips, die mit so viel Gravitas vorgetragen werden, dass sie irgendwann anöden.

Ja, es ist klar, wo Branagh mit „seiner“ Reihe hinmöchte. Er ist bereit Risiken einzugehen. Dafür sollte man Respekt aufbringen. Mitgerissen hat's mich nicht.

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