Hannes schreibt:
Typische Spionagetätigkeit: 90% Rumsitzen
Ein schwieriges Unterfangen, ein solcher Stoff. 1956 durfte man Nazis nicht mehr schönzeichnen, trotzdem muss Gimpel natürlich als Sympathieträger fungieren. So wird er als jemand charakterisiert, der „halt seine Pflicht tut“, ohne sich jemals in irgendeiner Richtung politisch zu äußern. So wollte die Zuschauerschaft wohl ihre eigene persönliche (Nicht-) Verantwortung sehen.
Jetzt aber schnell weg
Die Dramaturgie ist dabei makellos. Die Sinnlosigkeit des gesamten Unterfangens wird von vornherein klargemacht und gipfelt in Gimpels Treffen mit einem Wissenschaftler des Manhattan-Projekts, der ihm ins Gesicht sagt, es gebe für ihn keine Hoffnung mehr. Ebenso wird die Liebesgeschichte (Nadja Tiller) bereits durch seine bedeutungslose Beziehung in Deutschland angekündigt. Leider verläuft dieser Handlungsfaden austauschbar und intrinsisch unmotiviert ab (zufälliges Treffen… bumms, unsterblich verliebt), wenn er auch als Katalysator für das Ende notwendig ist.
Denn ebenso wie die reinwaschende Rückbetrachtung der eigenen Existenz bietet Spion für Deutschland eine Perspektive, geradezu Anleitung für das zukünftige Dasein. Aus dem früheren Feind ist ein Freund geworden. Ja, sogar mehr als das, es ist endlich eine ernsthafte Beziehung. Mehr auf Staatslinie hätte man 1956 kaum sein können!
Kommentare